Das Vermächtnis der Nebel
Einst regierte Obolet über ein blühendes Königreich. Sein gerechtes Urteil und sein starker Schwertarm brachten ihm Ruhm und die Liebe seines Volkes.
Nur eine Person stand noch höher in der Gunst der Menschen: seine Halbschwester Araide. Sie war von solcher Anmut und Sanftheit, dass es kaum einen Ritter gab, welcher sich ihr nicht sogleich ohne jedes Zaudern unterwarf, um in ihrem Namen zu streiten. Mag man der Legende Glauben schenken, gab es nie eine Frau von reinerem Edelmut.
Noch heute liegt ihretwegen Wehmut in den Rufen der Greifen, aber vielleicht sollte ich meine Geschichte in früheren Zeiten beginnen lassen …
Kapitel 12 - Der Fluch der Nebel
Der Thurongal begrub das Umland unter Asche. Die Bauern warteten darauf, dass aus dem von der Vulkanasche gedüngten Boden bald wieder neues Grün sprießen würde, wie es von früheren Generationen berichtet wurde. Doch sie warteten vergebens.
Diese Asche blieb liegen und weder Halm noch Strauch wuchsen auf dem sonst fruchtbaren Boden. Keiner konnte sich dies erklären, so muss wohl ein Fluch auf dem Land liegen.
Tief betrübt verlegte Obolet seinen Hof weiter in das Landesinnere. Nachdem er seine verbliebenen Getreuen um sich gesammelt hatte, übergab er seine Krone Haroll dem Freundlichen und verließ das Königreich. Er zog sich auf die Insel Fehan zurück, welche von Nebeln verborgen ist.
Die übriggebliebenen Ritter, welche unter der Fahne des roten Schwertes gekämpft hatten, schworen Rache für die Schmach über die Niederlage in Obolets Festung, allen voran Ferax.
Noch heute erzählt man sich, dass man, wenn der Mond am höchsten steht und ein dichter Nebel am Fuß des Thurongal hängt, eine geisterhafte Gestalt durch das zerstörte Land wandern sehen kann. Tiefe Trauer soll in den fremdartigen Augen der anmutigen Frau liegen. Einsam streift sie durch die Aschefelder, während ein geisterhafter Wind mit den Federn ihres langen Mantels spielt.